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Ein unfassbares Ereignis in der Ostersamstag Nacht erschüttert die Bürger:innen in Oldenburg. Es gibt einen Raum, einen geschützten und sicheren Raum zum Reden, zum Schweigen.

  • Autorenbild: Daniela Hirt
    Daniela Hirt
  • vor 2 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 1 Tag


In meiner Heimatstadt Oldenburg hat in der Nacht von Ostersamstag auf Ostersonntag ein 27-jähriger Polizist einen 21-jährigen Abiturienten und leidenschaftlichen Fußballspieler von hinten erschossen. Eine hohe emotionale Dynamik dringt durch so ein schreckliches Ereignis auch in den privaten Binnenraum ein. Es gibt sehr gute Berichterstattung in den Medien und es gibt Berichterstattung, bei der sich mir der Magen umdreht, weil sie voller Spekulationen und Erzählungen ist und Polarisierung schürt. Als ich von dem Ereignis in der Ostersonntag Nacht erfuhr, war ich fassungslos und schockiert. Ich habe das Gefühl, dass die ganze Stadt derzeit unter Schock steht. Am Freitag wird es in Oldenburg eine Demonstration unter dem Motto "Gerechtigkeit für Lorenz" geben. Ich bin etwas um Sorge wie sich diese Demonstration entwickeln wird und welche Gruppierung sich hier etwas zu Nutze macht. Mein Impuls zu helfen ist sehr stark, ich war und bin voller Mitgefühl für die Familie des getöteten jungen Mannes und seine Freund:innen. Ich fühle mit dem Polizisten, der sicher in guter Absicht gehandelt hat, mit einem so furchtbaren Resultat und der nun als Beschuldigter gilt. Ich fühle mit seiner Familie, seinen Freund:innen, seinen Kolleg:innen, die alle mitbetroffen sind! Als Praktikerin der Restorative Justice bin ich es gewohnt, verschiedene Perspektiven einzunehmen und Menschen, die von Straftaten betroffen sind, zu unterstützen, mit Menschen, die Straftaten begangen haben, ins Gespräch zu kommen. Auch Personen aus der Gesellschaft, die weder betroffen sind noch Straftaten begangen haben, werden in die Gesprächskreise mit einbezogen. So haben alle die Möglichkeit, über die Folgen der Tat, ihre Bedürfnisse und Gefühle zu sprechen. Dieser Prozess dient unter anderem der Verarbeitung der Tat und der Entwicklung von Empathie. Ich habe in den letzten Tagen jedoch sehr schnell die Idee verworfen, für alle Betroffenengruppen (Familie/ Freund:innen/ Polizist:innen/ Lehrkräfte/ Clubbetreiber:innen/ Fußballer/ Bürger:innen) getrennte und gemeinsame Restorative Justice-Kreisdialoge anzubieten. Es ist viel, viel zu früh und absolut noch nicht möglich in dieser aktuellen Phase. Vielleicht wird es eines Tages den Bedarf Einzelner für einen (Kreis-) Dialog geben. Dann werde ich hoffentlich involviert sein und unterstützen wo ich kann. Was wir jedoch jetzt in Oldenburg initiiert haben, ist ein Raum für alle, die von diesem Verlust betroffen sind. Für alle, die trauern. Die wütend sind. Die nicht wissen, wohin mit ihrer Angst oder ihrer Sprachlosigkeit. Für alle, die sich fragen, wie es weitergehen soll. Für alle, die einfach nur da sein wollen. Ein sicherer Raum. Hier darf alles gesagt, gefühlt, geteilt werden, mit verlässlicher Begleitung. Immer ist jemand da, der:die zuhört, begleitet, gemeinsam aushält - oder einfach nur schweigt, wenn die Worte fehlen. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit unterstützen kann, mich in diesem Raum schweigend oder redend, zuhörend anbieten kann und dadurch ein Stück beitrage für uns Bürger:innen dieser Stadt, dieser Gesellschaft.



 
 
 

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